Immer wieder stoße ich auf Bezeichnungen, die mich stutzen lassen.
Meistens betreffen sie mich selbst.
Es geht um Berufsbezeichnungen oder Beschreibungen, die auf mich zutreffen, und an die ich oft zuerst die weibliche Endung hänge.
Immer öfter denke ich aber an eine Alternative. Wie bezeichne ich meinen Beruf? Bin ich schon mit der männlichen Variante zufrieden? (Vorerst ja.) Kann ich den Begriff umschreiben und neutraler erscheinen lassen?
Ein Beispiel aus meinem privaten Leben:
Mein Vater hat mir vorgeschlagen, ich solle mich doch in seiner Firma bei der Werkfeuerwehr für eine Ausbildung bewerben. Ich würde also als Werkfeuerwehrfrau mit anderen -männern zusammen arbeiten.
So im Nachhinein kann ich verstehen, warum ich mich nicht viel dafür begeistern konnte. Es steckt das Wort „Frau“ drin, und innerlich bin ich das nicht. Ich bin ein kleines Enby, das sich (noch) nicht offen zeigen kann.
Selbst in meinem aktuellen Beruf werde ich als Frau angesprochen. Ich habe in einem Moment nicht daran gedacht und war dementsprechend sehr erstaunt, als tatsächlich ich gemeint war.
Was mich zum Thema Outing führt. Wie schon in einem vorherigen Beitrag erwähnt, hatte ich schon ein Zwangsouting hinter mir. Es war das Schlimmste in meinem bisherigen Leben, es hat starke Narben hinterlassen.
Seitdem bin ich deutlich vorsichtiger geworden, was das Outen betrifft. Ich würde gerne in meinem Beruf „out of the closet“ sein, kann es aber nicht, da ich schon viele negative Auffassungen gegenüber LGBT mitbekommen habe. Nimmt eins nur die Diskussion mit dem dritten Geschlechtseintrag „divers“ und die Meldung, dass es endlich durchgesetzt wurde, so waren die meisten Kollegen empört und fragten sich, wieso es so etwas geben muss.
Nichtsdestotrotz fallen mir immer wieder Wörter und Geschriebenes auf, die meist nur die männliche Kollegen ansprechen, oft noch Kolleginnen, aber nie diejenigen, die außerhalb dieses binären Systems stehen.
Ich hoffe, in meiner zukünftigen Ausbildung den großen Schritt machen zu können, mich öffentlich als Enby zu zeigen. Vielleicht geht es mir dadurch besser, aber nur, wenn auch alle positiv mir gegenüber sind. Wenn nicht, hoffe ich, genug Menschen um mich zu haben, die mich unterstützen und mir zeigen, dass auch ich wichtig bin.
Das bringt mich zu dem wöchentlichen Treffen, bei dem ich versuche, so regelmäßig wie möglich hinzugehen. Da sind alle willkommen, egal welche Sexualität oder, was für mich viel bedeutsamer erscheint, welches Geschlecht jemand hat. Es ist eines der wenigen Dinge, die mich erfreuen, wenn ich nur daran denke, und morgen ist erst die zweite Möglichkeit für mich, dort hinzugehen!
Ich werde mich erkundigen, wo es Ohrringe zu kaufen gibt, die die nicht-binären Streifen zeigen, damit ich wenigstens hin und wieder mich erkenntlich zeige.
Apropos Ohrring: Eine Geschichte aus meiner Kindheit.
Ich hatte Delfin-Ohrringe. Die waren geschichtet, sodass von vorne nur eine Farbe zu sehen war, aber seitlich waren sie bunt wie ein Regenbogen.
Ich bin eines Tages mit meinen Großeltern und meiner Schwester schwimmen gegangen, und als mir danach auffiel, dass einer fehlte, hab ich geheult wie ein Schlosshund, ich fand sie ungeheuer wichtig!
Vielleicht war mir damals schon bewusst, wie schön bunt sein kann?